„Lesetandem“ 2a und 9a

von Pia Fichtner-Weyh

Gerade kochen wieder die Diskussionen über schlechte Lese- und Rechenleistungen unserer Schüler hoch: Die neuen PISA-Ergebnisse geben Anlass zur Sorge und verorten Deutschland weit entfernt von Spitzenergebnissen. An der Franziska-Lechner-Schule gibt es zahlreiche Lehrkräfte in allen Jahrgangsstufen, denen die Förderung der Kernkompetenz Lesen ein wichtiges Anliegen ist. Auch ungewöhnliche Ansätze und Methoden werden ausprobiert und auf Schultauglichkeit hin erprobt.

Auf einem Fahrrad-Tandem strampeln sich zwei Leute gleichzeitig oder abwechselnd ab, um möglichst viele Kilometer zu machen. Auch beim Lesetandem schließen sich zwei zusammen und streben ein gemeinsames Ziel an: die Verbesserung der Lesefähigkeit und die Steigerung der Lesefreude!

Die Lehrerinnen Anna Brunnlechner (9a) und Claudia Geiger (2a) erkannten auch gleich die soziale Komponente einer solchen Aktion. So werden Ängste und Vorurteile auf beiden Seiten abgebaut und neue Bindungen zwischen “alten Hasen” und jungen SchülerInnen entstehen ganz von selbst. Seit September finden nun regelmäßig Lese-Treffs zwischen der 9a und der 2a statt, nachdem die Idee im letzten Schuljahr entstanden und durch einen sehr erfolgreichen Testlauf bestätigt wurde.

Alle zwei Wochen begibt sich die Hälfte der Neuntklässler in die zweite Klasse, während die andere Hälfte auf weitere Zweitklässler wartet. So hat jeder jeweils einen Lesepartner. Innerhalb von etwa dreißig Minuten lesen abwechselnd die SchülerInnen aus der zweiten und der neunten Jahrgangsstufe, wobei sie von ihrem Lesepartner überprüft und unterstützt werden. Anschließend besprechen die Tandems das Gelesene.

Auf diese Art wurden schon etliche Bücher durchgearbeitet, zum Beispiel „Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy“ von Eoin Colfer – eine vergnügliche Lektüre über Jungs in einer Bücherei und eine gefährliche Bibliothekarin oder „Tagebuch einer Killerkatze“ von Anne Fine – über die Missverständnisse zwischen einer Familie und ihrer Hauskatze.

Frau Geiger, die bisher nur Erfahrung mit Tandems zwischen Zweit- und Viertklässlern gesammelt hat, äußert sich mehr als zufrieden. In den ersten Unterrichtseinheiten war sie bemüht, die Teams über Fragen nicht nur zum Leseverständnis, sondern auch zu persönlichem Meinungsaustausch und ersten Gesprächen anzuregen. Daraus ergaben sich viele nette Unterhaltungen der so unterschiedlich alten Schüler.

Beeindruckend finden beide Lehrkräfte auch, dass die Neuntklässler pädagogisches Geschick und eigene Ideen entwickeln, um die Jüngeren zu unterstützen und bei der Stange zu halten.

Auch den SchülerInnen der zweiten Klasse gefällt das Projekt. Sie fragen häufig nach, wann ihre Lesepartner denn das nächste Mal kommen. „Es ist cool, mit den Neuntklässlern zu lesen und sie dann woanders wieder zu treffen“, meinte ein Junge aus der 2a. „Man kennt sich ja jetzt!“

Dass die Zweitklässler in diesen Übungseinheiten voll Eifer und Ausdauer dabei sind und einige ganz schön über sich hinauswachsen, versteht sich fast von selbst.

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