„Mobbing geht uns alle was an“
von Sarah Miebach
Anti-Mobbing-Projekte an der Franziska-Lechner- Schule.
Die Unterschiedlichkeiten in Klassenverbänden, Lehrerzimmern und im Elternhaus, wie auch das geringe Maß an gemeinsamen Werten schaffen ein deutliches Konfliktpotential. Damit einher geht der allgemeine Werteverfall im Sinne von geringem Solidaritätsgefühl und wenigen verbindlichen Werten und Verhaltensregeln. Zudem fällt bei den Schülern auf, dass sie geringe Fähigkeiten haben, Konflikte konstruktiv zu lösen. Die Kombination dieser Faktoren können die Entstehung von Mobbing begünstigt.
Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet „anpöbeln“, „fertigmachen“. Mobbing ist eine Form von offener/versteckter Gewalt gegen Personen über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung. Es handelt sich hierbei um verbale oder physische Gewalt. Mobbing unter Schülern bezeichnet alle böswilligen Handlungen, die nur das einzige Ziel haben, Mitschüler fertig zu machen (Hänseln, Drohen, Abwerten, Beschimpfen, Ausgrenzen, Rufschädigung, „Kaltstellen“, Beschädigung von Eigentum der gemobbten Person, usw.)
Oft suchen die Opfer das Problem zuerst bei sich. Das Opfer informiert nur selten die Lehrer oder die Eltern. Die Folgen wirken sich auf die gesamte Persönlichkeit des Betroffenen aus im Sinne von Verlust des Selbstvertrauens, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen. Die Isolierung und Vereinsamung führen oft zu depressiven Verstimmungen und Passivität, Lernunlust und Schulvermeidung, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Albträume, Leistungsrückgang, Häufung von Fehltagen durch „Krankheiten“ oder Schwänzen, sozialer Rückzug, Ängste, Depressionen und im schlimmsten Fall zu Suizidversuchen.
Mobbing ist kein individuelles Problem der Opfer oder Täter, sondern ein Gruppenphänomen, das sich entwickeln konnte, weil keine rechtzeitigen Interventionen erfolgt sind. Bestimmte Persönlichkeitszüge der Opfer fördern das Mobbing, wie z.B. Ängstlichkeit, Überangepasst sein, anderes Aussehen, Ungeschicklichkeit, Andersartigkeit, Hippeligkeit etc.
Insgesamt verfügen diese Kinder nicht über die soziale Sicherheit um sich allein gegen die Täter zur Wehr setzen zu können. Den Tätern geht es meist um Demonstration von Stärke, Steigerung des eigenen (geringen) Selbstwertes, Überspielen von eigenen Schwächen. Mobbing kommt in allen Altersstufen vor. Jungen neigen eher zu offener Aggression (körperlich oder verbal) und Mädchen eher zu sozialer Ausgrenzung oder dem Verbreiten von Gerüchten.
Seit ich im Jahre 2017 hier als JaS-Fachkraft tätig bin, kommt es zunehmend zu Mobbingvorfällen, so dass ich nach Möglichkeiten suchte in den Klassen, in denen das Thema Bedeutung hat, entsprechende Projekte anzubieten oder Kooperationspartner, wie die Jugendbeamten der Polizei einzuladen. Neben den Netzwerkpartnern kommen auch unterschiedliche Medien (Filme) und Methoden (Kooperationsspiele, Achtsamkeitsübungen, Rollenspiele„ „No blame approach“ u.v.m) zum Tragen. Wichtig hierbei sind die Auswertungen mit den Schülerinnen und Schülern, wie auch das Einfühlen in das Opfer.
Mobbing endet natürlich nicht schlagartig nach so einem Projekt, der Umgang miteinander verändert sich aber merklich. Je mehr Klassen an einem solchen Projekt teilnehmen, desto breiter zeigt sich diese Veränderung, nach dem Motto: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“
Wichtig und als sehr wertvoll erlebe ich auch die enge Kooperation mit Lehrern und Eltern, denn wenn wir hier eng zusammenarbeiten und alle an einem Strang ziehen, wie auch gute Vorbilder für unsere Kinder sind, für sie einstehen, kann es besser gelingen Mobbing einzugrenzen, als wenn jeder dies auf eigene Faust probiert.